Die Libelle ist ein Geldmacher fürs
Alltägliche: Einen Mantel alle fünf Jahre, einen Hut alle vier Jahre, eine
Jacke alle drei Jahre, eine weitere Waffe alle zwei Jahre, ein paar Schuhe pro
Jahr, eine Hose pro Jahr, dreimal Unterkleider pro Jahr, drei Hemden pro Jahr.
Essen für ein bis zwei, höchstens drei Personen pro Tag: Eine Person, wenn im
Gasthaus gegessen wird, zwei bis drei, wenn man fürs Essen zuhause einkauft.
Kosten für eine Person in einer einfachen Herberge. Haushaltsartikel. Damit
beschenkt mich die Libelle. Ein riesiges Geschenk und materielle Grundlage
meiner Lebenshaltung.
Solange ich die Geldlibelle trage, habe ich für
Alltägliches genug Geld in der Tasche. Sie ist nicht übertragbar, sie gibt Geld nur
für mich. Meine Tante Sabeth hat sie mir bei ihrem Tod geschenkt. Sie hat die
Libelle von ihrem letzten Kleid genestelt und dabei ein paar Sprüche gemurmelt.
Sie hat die Liebelle vor meinen Augen fliegend hin und herbewegt, hat mich der
Libelle "gezeigt". Dabei wieder Sprüche gemurmelt. Dann hat sie mir,
der ich geduldig an ihrem Bett saß, die Libelle unter dem Murmeln einer dritten
Serie von Sprüchen angeheftet. Erklärt hat sie nichts. Die Sprüche kann ich
nicht wiederholen: Nach mir ist die Libelle nur noch Schmuckstück und
Familienandenken.
....................................................................................
|
|
Dass die Libelle den Geldbeutel in bescheidener,
aber stetiger Weise mit Geld füllt, habe ich erst in den folgenden Wochen
bemerkt. Jetzt erst, zehn Jahre später, kann ich obige Einkaufsgrenzen
formulieren - nachdem ich die Libelle ausgiebig benutzt und getestet habe. Wann
immer ich nämlich über das Verständnis der Libelle hinaus Geld ausgab - für
Kleidung, Andenken, Geschenke - gab es eine Geldpause in meinem Geldbeutel in
etwa dem zehnfachen Wert des zuviel ausgegebenen Geldes.
Die Geldlibelle macht also nicht eigentlich reich. Wenn Dinge doppelt gekauft werden oder weggeworfen werden, obwohl sie noch funktionieren, so rückt die Libelle wochenlang kein Geld raus. Sie mag nicht, dass Bettlern Geld gegeben wird, und lässt nur angemessene, keine protzigen Geschenke zu an Menschen, denen
ich dankbar bin - Bestechung mit Libellengeld ist nicht möglich.
Bei Unternehmungen, die große Kosten verursachen,
hefte ich mir die Libelle gar nicht erst an. Sie würde mir ein halbes
Jahr lang schmollen. Ich suche dann Geldgeber, die mein Anliegen geradeaus unterstützen, oder - mal wieder - Gold oder den Stein der Weisen zu besitzen wünschen.
|