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Auf drei Personen will ich meinen Beitrag zur Geschichte der Alchemie hier beschränken. Mein Beitrag ignoriert Scharlatane und zollt denen Respekt, die Ordnung ins Chaos brachten. Zunächst eine geschichtliche Klarstellung: Es gab schlichtweg nie "echte" Zauberer. Aber es gab echte Alchemisten. Sie arbeiteten als Arzt, Apotheker, Metallurg, Seifensieder und Färber. Unser erster Vertreter steckte noch im Schwall der mittelalterlichen Probleme mit der Wissenschaft. In seiner kirchlichen Frömmigkeit ist er fern von mir, und er sah sich zentral als Arzt... der dann auch an einem seiner eigenen Medikamente verstarb: "Blei gegen Mittelohrentzündung": Paracelsus in einem Bild von Quentin Massys, ca 1520 Der Mann hatte den herrlichen Namen "Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim". Er lebte von 1493 bis 1541 im deutschsprachigen Raum. Sein Vater war bereits Alchemist und Arzt. Paracelsus kritisierte die vorherrschende Lehrmeinung der Viersäftelehre nach Galen und die bloße Bücherweisheit damaliger medizinischer Gelehrter. Er hatte bessere Heilungserfolge als diese Gelehrten. Gerade das trug ihm die Gegnerschaft durch etablierte Mediziner und Apotheker ein. Parcelsus war im Zentrum Arzt. In der Peripherie arbeitete er als Alchemist. Nachgewiesen sind Aufenthalte des Paracelsus bei bekannten Alchemisten wie Sigmund Füger von Schwaz und Abt Bruno Graf von Spanheim. Seine Worte zur Alchemie klingen uns heute bedeutungsarm - die "Zeit des großen Tastens ins Fehlgedeutete, überschattet vom Religiösen" klingt da auf: „Denn die Natur ist so subtil und scharf in ihren Dingen, dass sie nicht ohne große Kunst angewendet werden mag. Denn sie bringt nichts an den Tag, das für sich selbst vollendet wäre, sondern der Mensch muss es vollenden. Diese Vollendung heißt Alchemia“... „Darum so lerne Alchimiam, die lehrt zu scheiden das Falsche vom Gerechten“ Von 1520 wagen wir dann gleich den Sprung heraus
aus der Finsternis und begrüßen das Genie, das seine Frau als Dreizehnjährige
schon heiratete - aber sie war dann auch seine Freundin im Labor: Pierre und Marie-Anne Lavoisier, gemalt 1788 von Jacques-Louis David - also ein Jahr VOR der französischen Revolution - da hatte unter anderem die "chemische Revolution" schon stattgefunden. Lavoisier lebte von 1743 - 1794 . Mit der Entdeckung von Sauerstoff und Wasserstoff, dem Formulieren des Vorgangs der Oxidation und der Massenerhaltung, mit der Abkehr von der Phlogiston-Theorie, und mit der Laborpraxis, bei Experimenten alles genau zu notieren, zu messen und zu wiegen, ist Lavoisier der Vater der modernen Chemie. Erwachsen wurde die moderne Chemie alsdann mit diesem Herrn, von dem es bereits Fotos gibt - wir sind also im neunzehnten Jahrhundert angekommen: Justus von Liebig auf einem Foto ca. 1860 - der Mann, der es gerne knallen ließ. (Geschichte vom bellenden Hund) Justus von Liebig. 1803 - 1873 - Vater der Elementaranalyse, Begründer der organischen Chemie, Verbreiter der Mineraldüngung. Und zuerst und zuletzt entwickelte er eine professionelle Labortechnik, die bis heute gilt. Eigentlich sollte er immer im Duett genannt werden mit Friedrich Wöhler, dem begabtesten Praktiker in den Pionierjahren der Chemie. Mit Liebig und Wöhler sind wir aber raus aus der Alchemie. Das ist beste Chemie! Und diese Chemie hat eine alchemistische Parallelspur: Sehr beliebt ist nämlich heutzutage die "Show-Chemie". Ich habe musikbegleitete Chemie-Vorstellungen gesehen, und die schnell-exakte Arbeit von einem Professor mit zwei Assistenten und großen Materialmengen.Um sich diese Show leisten zu können, brauchen die Kollegen allerdings eine erfolgreiche Laufbahn an der Universität. Die kann ich nicht vorweisen. Seit ich meine Freude am Nachspielen historischer Rahmen entdeckte, findet sich jedoch für mich, außerhalb der Universität, aber sehr wohl als moderner Chemiker, ein show-chemischer Platz als "Alchemist", wie ich ihn hier auf dieser Homepage einnehme. |