Die Geschichte
vom chinesischen Hahnenmaler Der Kaiser von
China beauftragte einen berühmten Maler in einer fernen Provinz seines Reiches
einmal damit, ihm einen Hahn zu malen. Der Kaiser hatte viel zu tun, und es fiel
ihm nicht weiter auf, dass dieses Bild eines Hahns bei ihm nicht eintraf. Als
er jedoch zehn Jahre später, bei einer Rundreise durch seine Provinzen, auch am
Wohnort des Malers vorbeikam, erinnerte er sich an seinen Malauftrag. Er
dirigierte den ganzen Hofstaat, der mit ihm reiste, vor die Hütte des Malers,
und kam mit all seinem Prunk dort zum Stehen. Der Maler saß vor der Hütte,
erhob und verbeugte sich. "Maler,
wo ist mein Hahn?" fragte der Kaiser. "Er ist so gut wie fertig. Bitte
wartet", sagte der Maler und verschwand in seiner Hütte. Nach zehn
Minuten kam er wieder zum Vorschein und trug das Gemälde eines Hahnes zum
Kaiser. Es war in der chinesischen Tradition des Aquarells gemalt und überaus
beeindruckend. "Der Hahn gefällt mir
sehr", sagte der Kaiser. "Aber gib zu: Du hast meinen Auftrag
vernachlässigt und ihn eben erst gemalt". "Nein",
sagte der Maler, "Ich habe mich seit dem Bildauftrag mit dem Hahnenbild
befasst. Damit ich den Hahn jetzt so in zehn Minuten malen kann, habe ich
zehn Jahre lang geübt."
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Fotomontage von Charys -
Vision des chinesischen Hahnenaquarells |