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Spontan bei der Annäherung an diesen Stand war mir jenes eine Kreuz ins Auge gefallen, das ich sofort ganz zu verstehen meinte - auch anders zu verstehen meinte, als es der Händler erläuterte. Dieser erklärte, es sei ein skultpurgewordenes Wortspiel - nämlich ein Kreuz-Wort-Rätsel. Das Rätsel bestehe daraus, dass man einem Anderen nur eine Seite des Kreuzes zeigte und er anhand des Sichtbaren das Unsichtbare auf der andern Seite erraten müsse - gleiche Buchstabenanzahl waagrecht und senkrecht, und ein Sinnzusammenhang. Tatsächlich erriet ich aus "HAT SAMEN" die Gegenseite "DER GEILE". So weit, so nett. Darüber hinaus erschien es mir jedoch als ein in zweifacher Weise lästerliches Kreuz: Das Kreuzsymbol, wie es sofort mit christlichen Bedeutung gekoppelt wird, war hier rabiat zurückbeordert zum Kreuz ohne eben diesen christlichen Aspekt. Und wenn da doch ein christlicher Beigeschmack zu bleiben versuchte, wurde er durch den obszönen Text parodiert. Das Kreuz war, ohne auf den Kopf gestellt werden zu müssen, teuflisch. Dabei war es nicht böse-teuflisch, sondern erotisch-teuflisch. Ich kaufte es, hängte es meiner damaligen Freundin um und sagte: Sei meine Sklavin... Wir hatten eine gute Stunde. Auf Reisen ist das eine gute Ausrede: Dieser fiese Alchemist hat mir so ein magisches Kreuz umgehängt... ich musste es einfach tun... Unvorbereitete Magier kann man so lahmlegen. Eine Kopie des Kreuzes, einmal ihnen umgehängt, lässt sich nicht ausziehen. Sie sind für eine Stunde zumindest damit beschäftigt, sich nicht zum Sklaven machen zu lassen, und an eigenständige Zauberei ist nicht zu denken. |