Astrologie ist so gut und so schlecht wie das Lesen von Handlinien und die
Zukunftsvorhersage aus Kristallkugeln. Sie ist eine der Künste, die Sätze mit
offenen Türen bauen. Ein guter Astrologe wird versuchen, sich an der äußeren
Erscheinung und den Reaktionen einer Person entlang zu formulieren.
Zur eigentlichen Leere der Astrologie lassen sich Menschen mit gleichem
Sternzeichen und gleichem Aszendenten, mit astrologisch gleichem Horoskop
finden. Und sie sind zufällig zueinander gestaltet, ohne besonderen
Zusammenhang.
Oder man kann beliebige Horoskope bei zufälligen Interessierten
präsentieren: Es wird jedes Horoskop für jeden Interessierten Akzeptanz und
Übereinstimmung bieten.
Horoskope an und für sich sind aber schön. Ein akribisches Aufspielen, als
wäre da Wissenschaft, wo aber Intuition alles ist. Ein Spiel, ein wertvolles
Gespräch. Es ist für einen Menschen schön, wenn sich jemand mit ihm befasst,
wenn sich etwas ihm widmet - der Astrologe, das Horoskop.
Deutungsangebote einer Person sind für diese zumeist anregend. Buddhisten
deuten am zynischsten: „Wenn du die Erleuchtung suchst, lausche auf das Geräusch einer leeren
Hand"...
Liebe Jünger Buddhas, ihr kennt diesen Spruch und wisst, was Buddha damit
sagen wollte. Er meint, dass
als Spiegel deiner Selbst, als Weg zu dir selbst, und dahinter als Weg zum All
das taugt, was du als Spiegel akzeptierst und nutzt. Eine hohe Kunst
ist dabei der Weg über diese wunderbare „leere Hand". Trivialer, volkstümlicher, halt auch ein
bisschen teurer sind Horoskope.
Kicher. Jetzt habe ich mal wieder mit schnellen knackigen Sätzen einen
Mythos - den astrologischen - zerschnibbelt, dann aber neu, sozusagen charysisch,
zusammengeklebt.
Heraus kommt ein Weiterspielen mit Mystischem, aber aus der Position des
Magiers, des Handelnden und Erfindenden: Das Mystische ist eigentlich Nichts,
aber das menschliche Treiben, Streben und Betteln ist eine gewaltige Kraft, die
aus solchem Nichts Präsenzen und Inhalte schafft.
Wie sagen es die Engländer? „In the beginning Man created God. And in the
image of Man created God him."
Der Magier nun erlaubt sich, zu „gotteln".
Er sieht keinen Gott über sich und einen Haufen Menschen, darunter Kundschaft,
um sich. Er präsentiert Mystik und erhält Applaus. Das Nichts hält kaum
jemand aus.