Charys war in Bild und Text, in
Theorie und Praxis, in Ernst und Spiel, ein Vielfalt und Rundung ab 2011 ein
Goldstück, ein Herzblatt, ein Freudenreich - und stand still. Ich befasste mich
verdammt viel mit Chemie, oh ja. Aber ich spielte dabei nicht mehr. Ich
hantierte mit echt gefährlichen Substanzen, ich führte Gruppen durch
Experimente, die Staatsbeauftragte verboten hätten, wenn sie davon Wind bekommen
hätten. Aber wir schlichen, wir nutzten und wir wagten. Wir überlebten alle wie
gute Bergsteiger: Wachsam durchs Risiko. Ich habe nichts davon in die
Charys-Homepage gegeben.
Mittendrin las ich mal wieder in einer Zeitschrift, die vom
Mittelalter handelte. Wie fern war mir das geworden! Wie falsch auch fand ich
das "Mittelalter" dargestellt: Eine kitschige Projektionsfläche. Und notierte
folgendes:
"Ich
fürchte, das Mittelalter war doof. Es war lokal zerrissen. Es bewegte sich im
Schatten der Trümmer des römischen Reiches. Es wurde erpresst und dumm gehalten
durch die Kirche. Es war wissenschaftlich ahnungslos und künstlerisch
bescheiden. Sozial und politisch war es eine siebenhundert Jahre dauernde
Katastrophe.
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Die Explosionen der Renaissance sind
mir im Prinzip lieber, von der Mode über die Musik, von Gemälden bis zur
Architektur: Da entstehen nun haufenweise Erfindungen und Entdeckungen.
Historisch zu Hause befinde ich mich
aber erst mit den Helden der wissenschaftlichen Aufklärung: Kepler in der
Astronomie, Avogadro in der Chemie, Newton in der Physik und schließlich Darwin
in der Biologie.
Ich bin also ein Alchemist, der froh
über moderne Wissenschaft ist. Das ist dann aber nur die eine Seite der Medaille,
die andere liegt im Heidentum: Ich schaue zurück in den außerchristlichen
Tummelplatz. Da würdige ich die Jahreszeitbezüge, die teilanimierte Natur ohne
dominanten Gott."
Über das Heidentum habe ich mich dann nicht im Einzelnen
ausgelassen - und bin damit in Einklang mit den Heiden. Sie machen ein bisschen
Musik, aber sie labern nicht so viel, meine ich. Sie weisen ihre Kinder in die
Heidenwelt ein, aber sie haben ja nicht mal Schrift. Mündliche Überlieferung und
kein sakrales Brimborium, Naturnähe und bewegliche Vielfalt in dem, was geglaubt
wird: So möchte ich meine Sicht von "Heidentum" mal umreißen und nun weiter
reisen.
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