Rede an Alle und
Niemanden Vorwort
2
Tja, da sollte ich,
vegetatives Produkt der Natur, etwas "gescheutes" schreiben
zwischen Getränken, Tanzen, obigem;
wo doch unser vielgeehrter Dr.-Papetsch "in quo anima" -
oder soll es "in quo amicitia"
heißen - verflixte Sprachschwierigkeiten -
geschrieben hat auf carta postale,
wobei im Riesengebirge das Leib-Seele-Problem mit dem Volkslied
"Die Seele schwingt sich in die Höh’, juchhe, der Leib bleibt
auf dem Kanapee"
schon längst gelöst ist und wodurch mein sogenannter Geist ganz
paralysiert-konsterniert,
weil unter uns - darf man’s als Krone
bezeichnen? -
ganz einfach Frau RUMMEL saß, psychisch integrierend wohlweislich,
als für uns praktische und symbolische
Personifizierung der Leib-Seele Einheit,
wohlordnend mit spiritus asper [Rauheit]
und lenis [Milde],
in-sich-vereinend und ausstrahlend dessen, was ja nur eine echte Frau
und Mutter bietet,
über was sich die Rappenspaltergehirne der Mannen ereiferten,
außer einem, der mir flüsternd bewies,
wenn der Nassauer Nikolaus August Otto mit dem Langen
nicht die Gasmotorenfabrik in Deutz, samt Gottlieb Daimler neben Benz,
gegründet oder geschafft hätten, stünde unsere Geschichte noch mehr
im leeren Raum.
Windicus, Hauptteil der Rede an Alle
und Niemanden:
Achtundfünfzig Psalmen zum
Weltverständnis
01 Was ist Seele?
02 Übersprungen seien die
Voraussetzungen für ein Verständnis des Seelischen:
der Ursprung aus kosmischen Ordnungsgefügen,
die Aufgabe der terrestrischen Einspezialisierung und
ihre Rolle als Phänomen am Lebendigen.
03 Hier arbeitet an jedem organischen
Leib eine materielle Trägerapparatur
als Transformator und Absprungbasis,
die Energien löst, auffängt und aussendet,
wobei die Antriebspotentiale im Hormonalen,
die Steuerungskräfte im Nervalen liegen.
04 Alles Psychische ist ein Geschehen an
und für etwas,
ein koordinatives und finales Geschehen von einem Leib aus und
in eine Gegenwelt hinein.
05 Denn der Stoff ‚legitimiert sich’
erst durch seine Wirkung.
06 Daher entsprechen den organischen
Trägerstrukturen auch positionelle Wirkstrukturen,
dem Funktionsmittel folgt die Funktionsausführung.
Psychische Dispositionen sind deshalb nichts anderes als die
Vollstrecker
kosmischer Ordnungsaufgaben.
07 Dabei schaltet sich das organische Ich
in Ringscheiben von Wechselwirkhaftigkeiten
in die Gegenwelt hinein,
und Bewusstsein wird zur notwendigen Folge des Sichverwirklichens eines
Ichs
an seinem Nicht-Ich.
08 Damit ist das Nicht-Ich, die Umwelt
als aktives Rufersystem,
nicht weniger wesentlich für die Erkenntnis des Psychischen,
wie das Ich selbst als Antwortsystem über-ichlicher Kräfte,
die sich an ihm fangen.
09 Doch sind Ruf und Antwort nur
ichbezogene Einzelausschnitte
aus einer grösseren Symphonie des Seienden überhaupt.
10 So wird im streufreien Wechselspiel
komplementärer Kräftefelder,
im funktionalen Spannungsbezug
der immer spezialisierter und wirkhafter aufbrechenden
Wechselwirksamkeiten,
aus Sein Bewusstsein und schließlich Bewusstheit:
unsere Bewusstheit aus Sein und Seele.
11 Daraus wäre zunächst ein doppelter
Schluss zu ziehen:
Seele als Wirkheit und Vollstrecker
gehört einer über-ichlichen Seinsschicht des Kosmischen an,
Seele als Begriff und Vorstellung
aber ist nur eine ichbezogene Umschreibung für erlebte Verhaltensformen
des Organischen bzw. Menschlichen.
12 Seele als Sein und Wirkung ist ewig,
Seele als Vorstellung und Funktion organgebunden.
13 Objektive Seinswirklichkeit und
subjektive Vorstellungswirklichkeit liegen also hier,
wie sonst, auf verschiedenen Ebenen -
des Platon Weltseele hier, des Aristoteles Entelechie dort.
14 Das beweisbare Tatsachenangebot
unseres heutigen Wissens
nähert sich damit wieder ältesten Auffassungen der antiken
Spekulation.
Aber das wäre zu präzisieren.
15 In Wirklichkeit beides, sowohl die
Wirkheit an sich wie der Begriff von uns für uns,
ist koordinativ aufeinander bezogen,
und es wäre daher an dieser Stelle dieser Bezug von einem zum ändern
zu klären,
das Wechselwirk also zwischen zwei Ordnungen.
16 Wir selbst, zur Dreidimensionalität
verurteilt,
gehen von dem aus, was wir um uns sehen und in uns erfahren:
ein bewegtes Körperliches außer uns sehen wir und
ein nichtkörperliches Flüchtiges in uns erfahren wir.
!7 Und so teilen wir säuberlich
dreidimensional -
und werden es trotz besserem Wissen im praktischen Alltag immer tun
müssen -
in einen sichtbaren Körper und eine unsichtbare Flüchtigkeit an und in
ihm -
die Seele.
!8 Doch bildet diese an sich keineswegs
eine ablösbare Einzelheit,
sondern ist eine immanente Qualität des Leiblichen
so gut und so schlecht wie das Körperliche selbst,
ist sie nur eine Ausdrucksseite des größeren Ausdrucksganzen.
19 Als Seelisches ist sie
Qualität, als Seele eine Vorstellung unserer eigenen Seele.
20 Der Körper-Seele-Dualismus -
der in seiner Schärfe ja auch erst in nachkartesischer Zeit aufkam -
ist mithin eine typisch dreidimensionale Täuschung.
21 "Nur in der Reflexion sondert
sich das Physische vom Psychischen,
von dem es realiter niemals abtrennbar ist." (R. Reining: 32:114)
22 Wie also das Leben die Summe der
einzelnen Sinneseindrücke von dem ist,
was in unserer Vorstellung das Organische vom Anorganischen trennt,
so ist Seele nur ein Begriff,
mit dem wir die Summe unserer eigenen Sinneseindrücke von dem
umschreiben,
was noch außer dem Körperlichen am Organischen wahrnehmbar ist.
23 Was lebt, hat also Seele.
24 Es hat Anteil am ewigen Kosmischen,
aber ist nicht Teil eines zeitlichen Terrestrischen.
25 Beseeltheit (oder Seelenheil)
wäre damit ein kosmisches Ubiquitärpotential,
das Seelische eine Qualität am Lebendigen,
die einzelne Seele aber eine hominide Denkschöpfung.
26 So ist es auch nur eine spekulative
Frage und
hängt von unserer begrifflicher Kategorisierung und Wortbildung ab,
ob wir den Pflanzen nur eine Belebtheit, niederen Tieren eine Beseeltheit,
den höheren eine Seele und erst dem Menschen eine wirkliche,
d.h. sowohl bewusst fühlende wie bewusstheitlich wissende
oder "echte" Psyche zuschreiben wollen.
27 Diese letztere Seele umfasst dann - so
die ersten älteren Autoren -
den Inbegriff aller Bewusstseinsregungen eines höheren Organismus,
wobei also das (noch) Nichtgewusste und
(zeitweise) Unbewusste einfach unter den Tisch fällt.
28 Einige neuere Autoren zerlegen aber
auch diese bewusstheitliche Seele noch:
Seele umfasse nur die Trieb- und Fühlsphäre,
Geist aber zeichne die (gelegentlich) denkende
Vorstellungssphäre.
29 Und die einen (und meisten) erheben
dann diesen menscheneigenen Geist
in schrankenloser Selbstbewunderung,
die anderen (und wenigeren) verdammen ihn als "Widersacher"
der Fühlseele
in alle Abgründe der Abscheu.
30 Aber beide, die Fühl- wie Denkseele,
sind gleicherweise Ausdruck kosmischer Wirkenergetik,
sind komplementär und harmonisch aufeinander abgestimmt und
teilen sich die Aufgabe der Einspezialisierung nach Impulsangebot und
Impulssichtung.
31 Ohne beides zugleich ist somit kein
höheres Lebendiges möglich.
32 Denn ist Leben auch mehr als
Seele,
so ist Seele doch Leben und daher wie alles Lebende fließend und
gestaffelt,
so wie des Lebens leibliche Ausdrucksformen auch.
33 An ihrer Wurzel gehen beide
Erscheinungsaspekte ineinander über.
34 Damit fallen auch die so genannten Lebens-
und Seelenrätsel,
fallen die Fragen nach den letzten Ursachen zusammen.
35 Sie blieben Rätsel und Wunder bis in
unsere Tage,
denn noch war nicht anderes bekannt,
was Energie und Materie in einer einzigen Ursache zu einen in der Lage
wäre.
36 Heute aber ist ein Vergleich möglich:
Unser Vorstellungsumfang vom Nichtvorstellbaren ist mit der Entdeckung
der Mikrowelt
des Atomaren schlagartig erweitert worden.
37 Das ermöglicht es, die älteren
Schauweisen des Platon und Aristoteles zu einen,
damit die Täuschung des Descartes zu überwinden
und die kausalen Beziehungenzüge zwischen zwei Ordnungen zu finden,
die als Ordnungssysteme im Seienden auch koordinativ verbunden sind.
38 Das weist dann zugleich einen Weg zur
Klärung der Frage,
die wir als Überschrift über diesen Absatz setzten.
39 Das Bisherige aber zeigte schon,
dass wir mit dieser Frage im Grunde genommen zwei Problemen
gegenüberstehen:
1. Der Rolle der Seele als objektiver Seinswirklichkeit aus
kosmischem Wirken und
2. ihrer Rolle als subjektiver Denkwirklichkeit im terrestrischen
Wirken.
40 Das eine ist die ursächliche und
atomare Schau
das andere die folgenhafte und anthropologische Schau,
das eine betrifft das Wesen der vierdimensionalen Seinsordnung,
das andere seine Wirkung in der dreidimensionalen Seinsordnung.
41 Wie das kosmische Ordnungssystem das
terrestrische aus sich "entlässt",
so die "Weltseele" des Platon die "Wirkseele" des
Aristoteles.
Was Platon den "Sturz in die Geburt" nannte,
ist nichts anderes als der Eintritt aus dem einen in das andere
Ordnungssystem -
der Wurf aus der kosmischen in die irdische Wirklichkeit.
42 Dieser Wurf ist nicht erst mit der
Geburt,
sondern schon mit dem Augenblick der Genkombination
der beiden elterlichen Chromosomensätze gegeben.
43 In diesem unserem heutigen Wissen
zuverlässig bekannten Prozess
verbinden sich koordinativ die Ordnungsbezüge
zwischen dem vierdimensionalen Jenseits und dem dreidimensionalen
Diesseits.
44 Das also ist der eigentliche Moment
der "Erschaffung" der Seele,
der individuellen Seele aus dem kosmischen Seinspotential.
45 Als vierdimensionale kosmische
Realität aber ist das Seelische
nie greifbar sondern nur erkennbar,
nämlich durch seine Wirkungen am Greifbaren.
46 Alle Psychologie ist daher nur Wirkungsforschung
-
Analyse und Synthese der inneren und äußeren Verhaltungen.
47 Und eben deshalb ist auch die Psyche
selbst nie greifbar sondern -
nur durch sich selbst feststellbar,
also eben als ungreifbare Denkwirklichkeit.
48 Denn alles Atomare ist nur
durch sich selbst feststellbar,
ob beim Quantenbeschuss in der Wilsonkammer,
oder bei der "Wechselkanonade" im organischen Umweltraum.
49 Zunächst geht es also um die Rolle
der Seele als objektive Seinswirklichkeit
und um das Problem der Ursächlichkeit des Seelischen.
50 Nur zwei wissenschaftlichen Methoden
ist es bisher gelungen,
vom unmittelbar Greifbaren und Begreifbaren aus
wenigstem bis an die Grenzen des Unbegreiflichen vorzustoßen:
der ahnenden, aber unbeweisbaren Denkspekulation und
der einseitigen, aber beweisbaren Zahlenoperation.
51 Geahnt haben Demokritos, Augustinus
und Leibniz (doch mit manchen Irrtümern),
bewiesen haben Planck, Einstein und Heisenberg (doch nur in ihrem
Bereich),
daß ein energetisches Urfaktum existiert,
das jenseits unserer eng spezialisierten Sicht und Vorstellungen liegt.
52 In ihm gehen Materie und Energie
in eine dingzeitlose vier- oder vieldimensionale Uraktivität ein,
die weder warm noch kalt, schwer noch leicht, ortsgebunden oder orts-
und zeitfrei
und trotzdem die kreative Urquelle aller ihrer Selbstverwirklichungen
ist.
53 Wir nannten dieses erste Sein die
Urzeugung oder Urenergie,
ihr kreatives Wirken den kosmischen Imperativ.
54 Es ist als das vierdimensionale
Atomare (Quant, Elementarteilchen, Atom, Molekül) -
eine unseren dreidimensional eingepaßten Sinnen unmittelbar entzogene
Wirklichkeit -
doch eben die Urwirklichkeit
und in dieses Wortes wahrem Sinn das urtiefste Wirken des Kosmos,
dem nach allem Ermessen und tausendfältiger Bestätigung alles weitere
Seiende entspringt.
55 Und so kann auch des Seelischen letzte
Wirklichkeit und Ursprung
nicht anders gesucht werden als eben hier
in dem Ursein und der Urform alles Seienden.
56 Sie umfasst alles und All,
und außerhalb desselben kann vernünftigerweise nicht noch ein
besonderes
Außer-All der Seele gesucht werden.
57 Und fände man es, so könnt es doch
nur wieder ins All einbezogen werden,
da in Wesen und Sein des All das Alles eingeschlossen liegt.
58 Soweit mein Vulgärlatein zu einer
Speisekarte,
hinausschnuppernd in eine Realität des Vieldimensionalen,
der unsere irdische Sprache nicht gewachsen ist. |